Книга: Das doppelte Lottchen / Близнецы. Книга для чтения на немецком языке
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Aufgaben

Ist das richtig?

1.Der Vater will Lotte keine Klavierstunden mehr geben. Das macht ihm keinen Spaß.

2.Der Vater hat keine Zeit für Klavierstunden. Er arbeitet viel. Außerdem will er Fräulein Gerlach heiraten.

3.Lotte freut sich darüber, dass der Vater heiraten will.

4.Lotte will, dass der Vater sein Atelier in der Nähe hat.

5.Lotte ist vezweifelt, dass der Vater heiratet, und bekommt Nervenfieber.



Fragen:

1.Warum hat Lotte keine Klavierstunden mehr?

2.Wer ist Herr Gabele? Worüber spricht Lotte mit ihm? Welchen Plan hat sie?

3.Wie ist Lottes Reaktion auf die Mitteilung des Vaters, dass er Fräulein Gerlach heiraten will?

4.Was unternimmt Lotte?

5. Warum wird Lotte krank? Hat sie sich er-kältet oder hat sie Nervenfieber?



Übersetzung:

1. Der Vater könnte mit Herrn Gabele tauschen.

2. Er könnte sein Atelier gegen die Wohnung des Herrn Gabele tauschen.

3. Der Maler hätte mehr Oberlicht zum Malen.

4. Der Vater hätte sein Atelier zum Komponieren gegenüber der Wohnung.

5. Das wäre praktisch.



Nacherzählung:

1.Lotte wittert, woher Gefahr droht.

2.Lotte hat einen Plan: der Vater soll mit Herrn Gabele tauschen.

3.Lottes Besuch im Atelier.

4.Der Vater spricht streng mit Lotte und komponiert ein schönes Lied danach.

5.Der Vater teilt Lotte mit, dass er heiraten will.

6.Lottes Besuch bei Fräulein Gerlach.

7.Lotte bekommt Nervenfieber.

8.Der Vater wacht an ihrem Bett.

Neuntes Kapitel

Der Chefredakteur der „Münchner Illustrierten“ Doktor Bernau, stöhnt auf. „Sauregurkenzeit, meine Liebe! Wo sollen wir ein aktuelles Titelbild hernehmen?“

Frau Körner, die an seinem Schreibtisch steht, sagt: „Neopress hat Fotos von der neuen Meisterin im Brustschwimmen geschickt.“

„Ist sie hübsch?“

Die junge Frau lächelt. „Fürs Schwimmen reicht es.“ Doktor Bernau winkt ab. Dann kramt er auf dem Tisch. „Ich hab doch da neulich von einem Dorffotografen Fotos gekriegt! Zwillinge waren darauf! Paar reizende kleine Mädels! Zum Schießen ähnlich! He, wo seid ihr denn, ihr kleinen Mädchen? So etwas gefällt dem Publikum immer. Eine gute Unterschrift dazu. Wenn schon nichts Aktuelles, dann eben ein Paar hübsche Zwillinge! Na endlich!“ Er hat das Kuvert mit den Fotos entdeckt und reicht sie ihr.

Nach einiger Zeit blickt er hoch, weil seine Mitarbeiterin nichts sagt. „Nanu!“, ruft er. „Körner! Aufwachen! Oder ist Ihnen schlecht geworden?“

„Ein bisschen, Herr Doktor!“ Ihre Stimme schwankt.

„Es geht schon wieder.“ Sie starrt auf die Fotos. Sie liest den Absender. „Josef Eipeldauer, Fotograf, Seebühl am Bühlsee.“ In ihrem Kopf dreht sich alles.

„Suchen Sie ein Bild aus und dichten Sie eine Unterschrift, dass unseren Lesern das Herz im Leibe lacht! Sie können das ja erstklassig!“

„Vielleicht sollten wir sie doch nicht bringen“, sagt sie.

„Und warum nicht, Kollegin?“

„Ich halte die Aufnahmen nicht für echt.“

„Zusammenkopiert, was?“ Doktor Bernau lacht. „Da tun Sie dem Herrn Eipeldauer zu viel Ehre an. So raffiniert ist der nicht! Also, rasch ans Werk! Die Unterschrift hat bis morgen Zeit.“ Er nickt und beugt sich über neue Arbeit.

Sie geht in ihr Zimmer, sinkt in ihren Sessel, legt die Fotos vor sich hin und presst die Hände an die Schläfen.

Die Gedanken fahren in ihrem Kopfe Karussell. Ihre beiden Kinder! Das Ferienheim! Die Ferien! Natürlich! Aber, warum hat Lottchen nichts davon erzählt? Warum hat Lottchen die Fotos nicht mitgebracht? Sie haben bestimmt entdeckt, dass sie Geschwister sind! Und dann haben sie sich vorgenommen, nichts darüber zu sagen. Es lässt sich verstehen, ja, freilich. Mein Gott, wie sie einander gleichen! Nicht einmal das viel gepriesene Mutterauge… Oh, ihr meine beiden, beiden, beiden Lieblinge!

Wenn jetzt Doktor Bernau den Kopf durch die Tür steckte, sähe er in ein von Glück und Schmerz überwältigtes Gesicht, über das Tränen strömen, Glücklicherweise steckt Doktor Bernau den Kopf nicht durch die Tür.

Frau Körner ist bemüht, sich zusammenzureißen. Gerade jetzt heißt es, den Kopf oben zu behalten! Was soll geschehen? Was wird, was muss geschehen? Ich werde mit Lottchen reden!

Eiskalt durchfährt es die Mutter! Ein Gedanke schüttelt wie eine unsichtbare Hand ihren Körper hin und her! Ist es denn Lotte, mit der sie sprechen will?



Frau Körner hat Fräulein Linnekogel, die Lehrerin, in der Wohnung besucht.

„Das ist eine mehr als merkwürdige Frage, die Sie an mich richten“, sagt Fräulein Linnekogel. „Ob ich für möglich halte, dass Ihre Tochter nicht Ihre Tochter, sondern ein anderes Mädchen ist? Erlauben Sie, aber…“

„Nein, ich bin nicht verrückt“, versichert Frau Körner und legt eine Fotografie auf den Tisch.

Fräulein Linnekogel schaut das Bild an. Dann die Besucherin. Dann wieder das Bild.

„Ich habe zwei Töchter“, sagt die Besucherin leise. „Die zweite lebt bei meinem geschiedenen Mann in Wien. Das Bild kam mir vor einigen Stunden durch Zufall in die Hände. Ich wusste nicht, dass sich die Kinder in den Ferien begegnet sind.“

Fräulein Linnekogel macht den Mund auf und zu wie ein Karpfen auf dem Ladentisch. Kopfschüttelnd schiebt sie die Fotografie von sich weg, als hätte sie Angst, gebissen zu werden. Endlich fragt sie:

„Und die beiden haben bis dahin nichts voneinander gewusst?“

Die junge Frau schüttelt den Kopf. „Nein. Mein Mann und ich haben’s damals so vereinbart, weil wir es für das Beste hielten.“

„Und auch Sie haben von dem Mann und Ihrem anderen Kind nie wieder gehört?“

„Nie.“

„Hat er wieder geheiratet?“

„Ich weiß es nicht. Ich glaube kaum. Er meinte, er eigne sich nicht fürs Familienleben.“

„Eine höchst abenteuerliche Geschichte“, sagt die Lehrerin. „Sollten die Kinder wirklich auf die absurde Idee verfallen sein, einander auszutauschen? Wenn ich mir Lottchens charakteristische Wandlung vor Augen halte, und dann die Schrift, Frau Körner, die Schrift! Ich kann es kaum fassen! – Aber es würde manches erklären.“

Die Mutter nickt und schaut starr vor sich hin. „Nehmen Sie mir meine Offenheit nicht übel“, meint Fräulein Linnekogel, „ich war nie verheiratet, ich bin Erzieherin und habe keine Kinder – aber ich meine immer: Die Frauen, die wirklichen, verheirateten, nehmen ihre Männer zu wichtig! Dabei ist nur eines wesentlich: das Glück der Kinder!“

Frau Körner lächelt schmerzlich. „Glauben Sie, dass meine Kinder in einer langen, unglücklichen Ehe glücklicher geworden wären?“

Fräulein Linnekogel sagt nachdenklich: „Ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Sie sind noch heute sehr jung. Sie waren, als Sie heirateten, ein halbes Kind. Sie werden Ihr Leben lang jünger sein, als ich jemals gewesen bin. Was für den einen richtig wäre, kann für den anderen falsch sein.“

Der Besuch steht auf.

„Und was werden Sie tun?“

„Wenn ich das wüsste!“, sagt die junge Frau.

Luise steht vor einem Münchner Postschalter. „Nein“, sagt der Beamte für die postlagernden Sendungen bedauernd. „Nein, Fräulein Vergissmeinnicht, heute hätten wir wieder nix.“

Luise blickt ihn unschlüssig an. „Was kann das nur bedeuten?“, murmelt sie bedrückt.





Der Beamte versucht zu scherzen. „Vielleicht ist aus dem Vergissmeinnicht ein Vergissmich geworden?“

„Das ganz gewiss nicht“, sagt sie in sich gekehrt, „Ich frag morgen wieder nach.“

Frau Körner kommt heim. Brennende Neugier und kalte Angst streiten in ihrem Herzen, dass es ihr fast den Atem nimmt.

Das Kind hantiert eifrig in der Küche. Topfdeckel klappern.

„Heute riecht’s aber gut!“, sagt die Mutter. „Was gibt’s denn, hm?“

„Schweinsripperl mit Sauerkraut und Salzkartoffeln“, ruft die Tochter stolz.

„Wie schnell du das Kochen gelernt hast!“, sagt die Mutter, scheinbar ganz harmlos.

„Nicht wahr?“, antwortet die Kleine fröhlich. „Ich hätte nie gedacht, dass ich…“ Sie bricht entsetzt ab und beißt sich auf die Lippen. Jetzt nur die Mutter nicht ansehen!

Diese lehnt an der Tür und ist bleich. Bleich wie die Wand.

Das Kind steht am offenen Küchenschrank und hebt Geschirr heraus. Die Teller klappern wie bei einem Erdbeben.

Da öffnet die Mutter mühsam den Mund und sagt: „Luise!“

Krach!

Die Teller liegen in Scherben auf dem Boden. Luises Augen sind vor Schreck geweitet.

„Luise!“, wiederholt die Frau sanft und öffnet die Arme weit.

„Mutti!“







Das Kind hängt der Mutter wie eine Ertrinkende am Hals und schluchzt leidenschaftlich.

Die Mutter sinkt in die Knie und streichelt Luise mit zitternden Händen. „Mein Kind, mein liebes Kind!“

Sie knien zwischen zerbrochenen Tellern.

Es riecht nach angebranntem Fleisch. Wasser zischt aus den Töpfen in die Gasflammen.

Die Frau und das kleine Mädchen merken von alledem nichts. Sie sind, wie es manchmal heißt, nicht „von dieser Welt“.

Stunden sind vergangen. Luise hat gebeichtet. Es war eine lange wortreiche Beichte, und es war eine kurze, wortlose Freisprechung von allen begangenen Sünden – ein Blick, ein Kuss, mehr war nicht nötig.

Jetzt sitzen sie auf dem Sofa. Das Kind hat sich eng, ganz eng an die Mutter gekuschelt. Ach, ist das schön, endlich die Wahrheit gesagt zu haben! So leicht ist einem zumute, so federleicht! Man muss sich an der Mutter festklammern, damit man nicht plötzlich davonfliegt!

„Ihr seid mir schon zwei raffinierte Betrügerinnen!“, meint die Mutter.

Luise kichert vor lauter Stolz. (Ein Geheimnis hat sie allerdings immer noch nicht preisgegeben: dass es da in Wien, wie Lotte ängstlich geschrieben hat, neuerdings ein gewisses Fräulein Gerlach gibt!) Die Mutter seufzt. Luise schaut sie besorgt an.

„Nun ja“, sagt die Mutter, „Ich denke darüber nach, was jetzt werden soll! Können wir tun, als sei nichts geschehen?“

Luise schüttelt entschieden den Kopf. „Lottchen hat sicher großes Heimweh nach dir. Und du doch auch nach ihr, nicht wahr, Mutti?“ Die Mutter nickt.

„Und ich ja auch“, sagt das Kind. „Nach Lottchen und…“

„Und deinem Vater, gelt?“

Luise nickt. Eifrig und schüchtern zugleich. „Und wenn ich bloß wüsste, warum Lottchen nicht mehr schreibt?“

„Ja“, murmelt die Mutter, „Ich bin recht in Sorge.“

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