Ist das richtig?
1.Die Mutter bringt Luise nach Hause und geht gleich zur Arbeit in den Verlag.
2.Luise geht einkaufen.
3.Sie erkennt sofort Anni Habersetzer.
4.Das Kochen fällt Luise leicht.
5.Das Kochen fällt Luise schwer. Sie hat vorher nie gekocht. In Wien kocht Resi, die Haushälterin.
6.Die Mutter ist sehr verwundert, dass Lotte nicht mehr kochen kann. Sie meint: Das Kochen kann man nicht verlernen.
7.Die Mutter schimpft. Das Essen schmeckt ihr nicht.
8.Lotte zieht das schönste Kleid der Luise an und geht in die Wiener Oper.
9.Sie sitzt allein in der Loge.
10.Der Vater winkt nicht nur ihr.
11.Das Schicksal Hänsels und Gretels bewegt sie sehr. Sie denkt dabei an ihre Eltern.
12.Fräulein Gerlach bietet Lotte eine Konfektschachtel an, und Lotte isst gern Pralinen.
13.Fräulein Gerlach ist mit Lotte sehr zufrieden. 14.Lotte denkt, dass Fräulein Gerlach eine Hexe ist, nur eine schönere als die Hexe auf der Bühne.
15.Luise und die Mutter schlafen in einem Zimmer.
16.Lotte schläft allein in Luises Zimmer. Das ist ein großes hübsches Zimmer.
17.Lotte sehnt sich nach ihrem Zimmer in München, nach Muttis Gutenachtkuss.
18.Lotte möchte, dass Vatis Bett in der Nähe wäre.
19.Lotte schläft ein und träumt nicht.
20.Lotte hat einen bösen Traum.
Fragen:
1.Bleibt die Mutter am ersten Tag mit der Tochter?
2.Wie findet Luise den Gemüseladen von Frau Wagenthaler?
3.Woher weiß Luise, dass das Mädchen mit Sommersprossen Anni Habersetzer heißt?
4.Fällt das Kochen Luise leicht?
5.Wie sieht Luise aus, als die Mutter kommt?
6.Warum ist die Mutter verwundert?
7.Welche Oper hört Lotte in Wiener Oper und warum?
8.Wie ist der Inhalt dieses Märchens?
9.Warum bewegt sie das Schicksal Hänsels und Gretels?
10.Wie findet Lotte Fräulein Gerlach? Warum ist sie nicht freundlich zu ihr?
11.Wodurch kann man Lottes bösen Traum erklären?
Übersetzung:
1. Das Märchen von den armen Eltern, die Hänsel und Gretel in den Wald schickten, mischt sich mit eigenen Ängsten des Mädchens.
Die armen Eltern, weil sie kein Brot hatten, schickten Hänsel und Gretel in den Wald.
Das Märchen von den armen Eltern, die, weil sie kein Brot hatten, Hänsel und Gretel in den Wald schickten, mischt sich mit eigenen Ängsten des Mädchens.
2. Wenn hier, wenigstens im Nebenzimmer, Vatis Bett stände! Vielleicht würde er schnarchen. Das wäre schön! Dann wüsste man, dass er in der Nähe ist.
Nacherzählung:
1. Mutter geht zur Arbeit. Luise als Lotte geht einkaufen.
2. Luise kocht.
3. Lotte in der Oper. „Hänsel und Gretel“. Die Bekanntschaft mit Fräulein Gerlach.
4. Die erste Nacht der Luise in München.
5. Die erste Nacht der Lotte in Wien. Lottes Traum.
Wochen sind seit jenem ersten Tag und jener ersten Nacht in der fremden Welt und unter fremden Menschen ins Land gegangen. Wochen, in denen jeder Augenblick, jeder Zufall und jede Begegnung Gefahr und Entdeckung mit sich bringen konnten. Wochen mit sehr viel Herzklopfen und manchem postlagernden Brief, der neue dringende Auskünfte heischte.
Es ist alles gut abgelaufen. Ein bisschen Glück war wohl auch dabei. Luise hat das Kochen „wieder“ gelernt. Die Lehrerinnen in München haben sich einigermaßen damit abgefunden, dass die kleine Körner aus den Ferien weniger fleißig, ordentlich und aufmerksam, dafür aber umso lebhafter und „schlagfertiger“ zurückgekehrt ist. Und ihre Wiener Kolleginnen haben rein gar nichts dagegen, dass die Tochter des Kapellmeisters Palfy jetzt besser aufpasst und besser multiplizieren kann.
Peperl, der Hund des Herrn Strobl begann seit einiger Zeit wieder dem kleinen Mädchen am Tisch des Herrn Kapellmeisters grüß Gott zu sagen. Er hat sich, obwohl es über seinen Hundeverstand geht, damit abgefunden, dass das Luiserl nicht mehr wie das Luiserl riecht. Bei den Menschen ist so vieles möglich, warum nicht auch das? Außerdem, jetzt isst die liebe Kleine nicht mehr so oft Eierkuchen, stattdessen mit großem Vergnügen Fleisch. Wenn man nun bedenkt, dass Eierkuchen keine Knochen haben, Koteletts hingegen oft, so kann man verstehen, dass das Tier seine Zurückhaltung überwunden hat. Wenn Luises Lehrerinnen schon finden, dass sich Luise in erstaunlicher Weise gewandelt hat – was sollten sie erst zu Resi sagen, wenn sie Resi, die Haushälterin, näher kennten? Denn Resi ist tatsächlich ein völlig anderer Mensch geworden. Sie war vielleicht gar nicht von Grund auf betrügerisch und faul? Sondern nur, weil das scharfe Auge fehlte, das alles überwacht und sieht?
Seit Lotte im Haus ist und alles prüft, alles entdeckt, alles weiß, was man über Küche und Keller wissen kann, hat sich Resi völlig verändert.
Lotte hat den Vater überredet, das Wirtschaftsgeld nicht länger der Resi, sondern ihr auszuhändigen. Und es ist einigermaßen komisch, wenn Resi anklopft und ins Kinderzimmer tritt, um sich von dem neunjährigen Kinde, das ernst am Pult sitzt und seine Schulaufgaben macht, Geld geben zu lassen. Sie berichtet gehorsam, was sie einkaufen muss, was sie zum Abendbrot auftischen will und was sonst im Haushalt nötig ist.
Lotte überschlägt rasch die Kosten, nimmt Geld aus dem Pult, zählt es Resi hin, schreibt den Betrag in ein Heft, und abends wird dann am Küchentisch gewissenhaft abgerechnet.
Sogar dem Vater ist es aufgefallen, dass der Haushalt früher mehr gekostet hat, dass jetzt, obwohl er weniger Geld gibt, regelmäßig Blumen auf dem Tisch stehen, auch drüben im Atelier am Ring, und dass es in der Rotenturmstraße richtig heimelig geworden ist. (So, als wäre eine Frau im Haus, hat er neulich gedacht! Und über diesen Gedanken war er nicht schlecht erschrocken!)
Dass er jetzt öfter und länger in der Rotenturmstraße sitzt, ist nun wieder Fräulein Irene Gerlach, der Pralinendame, aufgefallen. Und sie hat den Herrn Kapellmeister deswegen gewissermaßen zur Rede gestellt. Sehr vorsichtig natürlich, denn Künstler sind empfindlich!
„Ja, weißt du“, hat er gesagt, „neulich komm ich doch dazu, wie das Luiserl am Klavier sitzt und vergnügt auf den Tasten klimpert. Und dazu singt sie ein kleines Liedchen, einfach herzig! Wo sie doch früher nicht ans Klavier gegangen war, und wenn man sie hingeprügelt hätt!“
„Und?“, hat Fräulein Gerlach gefragt.
„Und?“ Der Herr Palfy hat verlegen gelacht. „Seitdem geb ich ihr Klavierunterricht! Es macht ihr höllischen Spaß. Mir übrigens auch.“
Fräulein Gerlach hat sehr verächtlich geblickt. Denn sie ist eine geistig hoch stehende Persönlichkeit. Dann hat sie spitz erklärt:
„Ich dachte, du wärst Komponist und nicht Klavierlehrer für kleine Mädchen.“
Früher hätte das Ludwig Palfy niemand ins Gesicht sagen dürfen! Heute hat er wie ein Schulbub gelacht und gerufen: „Aber ich hab ja noch nie im Leben so viel komponiert wie gerade jetzt! Und noch nie so was Gutes!“
„Was wird’s denn werden?“
„Eine Kinderoper“, hat er geantwortet.
In den Augen der Lehrerinnen hat sich also Luise verändert. In den Augen des Kindes haben sich Resi und Peperl verändert. In den Augen des Vaters hat sich die Rotenturmstraße verändert.
Und in München hat sich natürlich auch allerhand verändert. – Als die Mutter gemerkt hat, dass Lottchen nicht mehr so häuslich und in der Schule nicht mehr so fleißig ist, dafür aber lebhafter und lustiger als früher, da hat sie zu sich selber also gesprochen: „Luiselotte, du hast aus einem kleinen Mädchen eine Haushälterin gemacht, aber kein Kind! Kaum war sie ein paar Wochen mit Gleichaltrigen zusammen, im Gebirge, an einem See – schon ist sie geworden, was sie immer hätte sein sollen: ein lustiges, kleines Mädchen! Du bist viel zu egoistisch gewesen, pfui! Freu dich, dass Lottchen heiter und glücklich ist! Mag sie beim Abwaschen einen Teller zerschmettern! Mag sie sogar von der Lehrerin einen Brief heimbringen: „Lottes Aufmerksamkeit, Ordnungsliebe und Fleiß lassen leider zu wünschen übrig. Die Mitschülerin Anni Habersetzer hat von ihr gestern schon wieder vier heftige Watschen erhalten.“
So und ähnlich hat Frau Körner ernst zu sich selber gesprochen, und eines Tages schließlich auch zu Fräulein Linnekogel, Lottes Klassenlehrerin. „Mein Kind“, hat sie gesagt, „soll ein Kind sein! Es ist mir lieber, sie wird fröhlich und leidenschaftlich, als dass sie um jeden Preis Ihre beste Schülerin bleibt!“
„Aber früher hat Lotte doch beides recht gut zu vereinbaren gewusst“, hat Fräulein Linnekogel, leicht pikiert, erklärt.
„Warum sie das jetzt nicht mehr kann, weiß ich nicht. Als berufstätige Frau weiß man überhaupt zu wenig von seinem Kind. Irgendwie muss es mit den Sommerferien zusammenhängen. Aber eines weiß und sehe ich: Dass sie’s nicht mehr kann! Und das ist entscheidend!“
Fräulein Linnekogel hat energisch an ihrer Brille gerückt. „Mir, als der Erzieherin und Lehrerin Ihrer Tochter, sind leider andere Ziele gesteckt. Ich muss und werde versuchen, die innere Harmonie des Kindes wieder herzustellen!“
„Finden Sie wirklich, dass ein bisschen Unaufmerksamkeit in der Rechenstunde und ein paar Tintenkleckse im Schreibheft —“
„Ein gutes Beispiel, Frau Körner! Das Schreibheft! Gerade Lottes Schrift zeigt, wie sehr das Kind die, ich möchte sagen, seelische Balance verloren hat. Aber lassen wir die Schrift beiseite! Finden Sie es in Ordnung, dass Lotte neuerdings Mitschülerinnen prügelt?“
„Mitschülerimen?“ Frau Körner hat die Endung absichtlich betont. „Meines Wissens hat sie nur die Anni Habersetzer geschlagen.“
„Nur?“
„Und diese Anni Habersetzer hat die Ohrfeigen redlich verdient! Von irgendwem muss sie sie ja schließlich kriegen!“
„Aber Frau Körner!“
„Ein großes Mädchen, das heimlich die Kleinsten der Klasse haut, sollte von der Lehrerin nicht noch in Schutz genommen werden.“
„Wie bitte? Wirklich? Davon weiß ich ja gar nichts!“
„Dann fragen Sie nur die arme kleine Ilse Merck! Vielleicht erzählt die Ihnen einiges!“
„Und warum hat mir Lotte nichts gesagt, als ich sie bestraft habe?“
Da hat sich Frau Körner ein wenig in die Brust geworfen und geantwortet: „Dazu fehlt es ihr wohl an der, um mit Ihnen zu sprechen, seelischen Balance!“ Und dann ist sie in den Verlag gesaust. Um zurechtzukommen, hat sie ein Taxi nehmen müssen. Zwei Mark dreißig. Ach, das liebe Geld!
Am Samstagmittag hat Mutti plötzlich den Rucksack gepackt und gesagt: „Zieh die festen Schuhe an! Wir fahren nach Garmisch und kommen erst morgen Abend zurück!“
Luise hat ein bisschen ängstlich gefragt: „Mutti – wird das nicht zu teuer?“
Der Frau Körner hat es einen kleinen Stich gegeben. Dann hat sie gelacht. „Wenn das Geld nicht reicht, verkauf ich dich unterwegs!“
Das Kind hat vor Wonne getanzt. „Fein! Wenn du dann das Geld hast, lauf ich den Leuten wieder weg! Und wenn du mich drei bis vier Mal verkauft hast, haben wir so viel, dass du einen Monat nicht zu arbeiten brauchst!“
„So teuer bist du?“
„Dreitausend Mark und elf Pfennige! Und die Mundharmonika nehm ich auch mit!“
Das wurde ein Wochenende! Von Garmisch wanderten sie über Grainau an den Baadersee. Dann an den Eibsee. Mit Mundharmonika und lautem Gesang. Dann ging’s durch hohe Wälder bergab. Über Stock und Stein. Walderdbeeren fanden sie. Und schöne, geheimnisvolle Blumen. Und Moos und winzige Alpenveilchen, die so süß dufteten, dass man’s gar nicht fassen konnte!
Am Abend kamen sie in ein Dorf namens Gries. Dort nahmen sie ein Zimmer mit einem Bett. Und als sie mächtig geabendbrotet hatten, schliefen sie zusammen in dem Bett! Draußen auf den Wiesen geigten die Grillen eine kleine Nachtmusik… Am Sonntagmorgen zogen sie weiter. Neben einer Pferdeweide, inmitten Millionen von Wiesenblumen, gab’s gekochte Eier und Käsebrote. Und als Nachtisch einen kleinen Mittagsschlaf im Grase.
Später stiegen sie zwischen Himbeersträuchern und fliegenden Schmetterlingen zum Eibsee hinunter. Kuhglocken läuteten den Nachmittag ein. Der See lag winzig im Tal.
Im Eibsee wurde natürlich gebadet. Auf der Hotelterrasse spendierte Mutti Kaffee und Kuchen. Und dann wurde es höchste Zeit, nach Garmisch zurückzumarschieren.
Vergnügt und braun gebrannt saßen sie im Zug. Und der nette Herr gegenüber wollte unter gar keinen Umständen glauben, dass das junge Mädchen neben Luise die Mutti und noch dazu eine berufstätige Frau sei!
Zu Hause fielen sie wie die Plumpsäcke in ihre Betten. Das Letzte, was das Kind sagte, war: „Mutti, heute war es so schön – so schön wie nichts auf der Welt!“
Die Mutti lag noch eine Weile wach. So viel leicht erreichbares Glück hatte sie bis jetzt ihrem kleinen Mädchen vorenthalten! Nun, es war noch nicht zu spät. Noch ließ sich alles nachholen!
Dann schlief auch Frau Körner ein. Auf ihrem Gesicht träumte ein Lächeln. Es huschte über ihre Wangen, wie der Wind übern Eibsee.
Das Kind hatte sich verändert. Und nun begann sich also auch die junge Frau zu verändern.